perfectlySUPERnatural 1998-2000

AthenaVelletri/Anna

Athena Velletri "Anna"

Der erste Blick identifiziert das klassische Ideal: Bezaubernd schön ist dies Bildnis - Statuenliebe könnte sich vor dieser Fotografie einstellen, zur Athena aus Velletri des Alkamenes oder Kresilas, deren eine im Louvre steht. Aber die junge Frau ist die Göttin und ist sie zugleich nicht. Nur ein wenig mag das Modell verändert sein, oder vielleicht ist auch stärker in die Wirklichkeit seines Gesichts eingegriffen worden. Das Ergebnis ist jedenfalls Perfektion in ihrer wiedererkennbaren, überzeitlichen Ausprägung, makelloses Verhältnis der Maße, blicklose Melancholie des Standbildes: das heutige Mädchen als Halbgöttin. Bewunderung und Irritation, eine vage Sehnsucht und das Erschaudern vor dem manipulativen Spiel lösen die digital bearbeiteten Farbfotografien des Künstlerpaares Friederike van Lawick und Hans Müller aus. „Perfectly super natural“ heißt die Reihe der gemorphten griechischen Gottheiten: Apollon, Athene und Aphrodite - in ihrer Serialität des immer anderen Modells, dem die Züge desselben Vorbilds implantiert wurden - sind so gut Metaphern für die Tyrannis der perfekten Ikone aus fernen Zeiten wie abgründige Proben auf die Exempel des Machbaren in sehr naher Zeit.
Frankfurter Allgemeine Zeitung 30. August 2000 Feuilleton

perfectlySUPERnatural besteht aus insgesamt 14 Serien, die jeweils auf einem anderen antiken Vorbild der klassistischen, bzw. hellenistischen Periode basieren.